Santiago de Compostela
Pilgerziel des jakobsweges
Weltkulturerbe
Santiago de Compostela liegt in Spanien in der Autonomen Gemeinschaft Galicien. Die Stadt und hat heute ca. 95.000 Einwohner. Santiago de Compostela ist Sitz des katholischen Erzbischofs und Wallfahrtsort. Sie ist das Ziel des Jakobswegs.
Der Name Santiago de Compolstela ist zusammengesetzt. Er besteht zum einen aus dem Wort Santiago, was auf Deutsch heiliger Jakob heißt. Dabei handelt es sich um eine Zwischenform, das Zwischenwort Sant Jago, was eine vereinfachte Form des lateinischen Sanctus Iacobus ist. Der zweite Namensteil ist Compostela. Was er bedeutet, ist nicht ganz klar. Volksetymologisch und besonders wegen der Erwähnung einer Lichterscheinung in Zusammenhang mit dem Jakobsgrab in einer Überlieferung bezieht man ihn auf das lateinische campus stellae, das Sternenfeld. Auch das Stadtwappen besteht aus einem Stern und einem Reliquienschrein. Verbreiteter ist aber die Auffassung, dass es sich dabei um einen Friedhof ab einer Straße als Namensgeber gehandelt habe. Die Römer beerdigten ihre Toten an Wegen und Kreuzungen. Lateinisch compostum heißt Friedhof. Im Museum der Kathedrale kann man den alten Weg unterhalb der Kathedrale betrachten. Es gibt natürlich noch andere Meinungen, die sich etwa auch auf ein vorchristliches Heiligtum beziehen.
Geschichte
Wenn man vom heiligen Jakob spricht, so meint man damit den Apostel Jakobus den Älteren. Er gehörte zu den zwölf Jüngern Jesu. Jakobus der Ältere war der Sohn des Zebedäus und Bruder von Johannes. Die (von der heutigen Geschichtsforschung als unhistorisch angesehene) Legende erzählt, dass er sich sofort nach Christi Himmelfahrt in die römische Provinz Hispania begab, also das heutige Spanien. Er sah seine Aufgabe in der Mission, hatte jedoch so gut wie keinen Erfolg. Deshalb reiste er später nach Palästina zurück, wo er auf Befehl des Königs Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahre 43 zum Tode verurteilt wurde. Die Menschen in Spanien erzählen sich seit dem Mittelalter folgende Legende: der Leichnam des Jakobus soll in ein Boot gelegt worden sein, welches zur Küste Spaniens getrieben wurde. Oder in einer Abart: Jakobus Jünger Athanasius und Theodorus brachten den Leichnam auf dem Seeweg nach Spanien, dem Land, in dem er missioniert hatte, und beerdigten ihn in einem Steingrab auf dem Gebiet der heutigen Stadt Santiago de Compostela. Eine weitere kirchliche Legende berichtet, Kaiser Justinian habe die Gebeine des heiligen Apostels dem Sinaikloster geschenkt; in den Kämpfen mit dem Islam hätten die Mönche die Reliquien nach Spanien zur sicheren Aufbewahrung gebracht. Doch als die Muslime auch Spanien eroberten, habe man die Reliquien an der Stelle vergraben, an der sich heute Santiago de Compostela befindet. Ausgrabungen stützen diese Version insofern, als sie zeigen, dass dort eine Nekropole vorhanden war, die zu einem Militärlager der Römer aus dem 1. bis 4. Jahrhundert gehört hatte. Außerdem war dort eine suebischen Siedlung aus dem 5. bis 7. Jahrhundert gelegen. Doch es gibt bis heute keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Reliquien des Apostelgrabes echt sind.
Nicht im Jahr 813, sondern irgendwann im Zeitraum zwischen den Jahren 818 und 834 entdeckte man das angebliche Grab des heiligen Jakobus. Glaubt man einer Legende, so hat der Eremit Pelayo eine Lichterscheinung gesehen, die auf ein Apostelgrab hinwies. Diese Nachricht gelangte zu Theodemir, dem Bischof von Iria Flavia. Als man nun wirklich ein Grab fand, bestimmte Theodemir, es sei das Grab des Heiligen Apostels Jakobus. Aus diesem Grund ließ König Alfons II. von Asturien (791–842) dort eine Kirche bauen. Diese wurde zum Zentrum eines Wallfahrtsortes. Um die Kirche herum siedelten sich Menschen an. Im 10. Jahrhundert wurde aus dieser dörflichen Ansammlung die Stadt Santiago de Compostela. Die ursprüngliche, einschiffige Kirche, konnte schon nach kurzer Zeit die Massen der Pilger nicht mehr fassen. Aus diesem Grund wurde 872 unter König Alfons III. mit dem Bau einer dreischiffigen Kirche. Doch am 10. August 997 zerstörte Almansor, der Heerführer des Kalifen von Córdoba, die Stadt Santiago mitsamt ihrer Kathedrale. Dabei blieb das Grab des Jakobus unversehrt. Die Kirchenglocken ließ man von versklavten Christen in das 1.000 Kilometer entfernte Córdoba bringen. Als Córdoba am 29. Juni 1237 durch kastilische Truppen erobert wurde, machte man das rückgängig und maurische Sklaven mussten die Glocken der Kathedrale wieder zurück nach Santiago transportieren. Alfons VI. begann damit, die Kirche neu zu bauen, und zwar entweder 1075 oder 1078. Damit stieg Santiago de Compostela neben Rom und Jerusalem zum bedeutendsten Wallfahrtsort der Christen auf.
Altstadt von Santiago de Comostela
Im 1985 erklärte die UNESCO Santiago de Compostela zum Weltkulturerbe. Der Jakobsweg, der Camino de Santiago, wurde 1987 zum ersten europäischen Kulturweg erhoben. Im Jahr 1989 war Santiago de Compostela Austragungsort des IV. Weltjugendtags. 2000 trug Santiago de Compostela den Titel Kulturhauptstadt Europas.
Pilgerwesen
Um das Jahr 830 erblühte Santiago zum Wallfahrtsort, denn damals erklärte man, die in einem Grab gefundenen Gebeine seien die des Apostels Jakobus. Die Kathedrale von Santiago de Compostela mit ihrem vergoldeten Baldachin über dem Altar, ist das Ziel der Jakobspilger. Die Pilger stehen in Schlangen und warten darauf, eine große Sitzfigur des heiligen Jakobus als Zeichen der Ehrerbietung zu umarmen und zu küssen.
Im christlichen Mittelalter war Santiago de Compostela mit Rom und Jerusalem eines der bedeutendsten Pilgerziele. Die Pilger kamen sogar von Skandinavien und aus dem östliche Mitteleuropa. Seit dem 15. Jahrhundert existieren heilige Jahre. Diese werden immer dann gefeiert, wenn der Jakobstag, also der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt. Eine wahre Renaissance erfährt der Jakobsweg seit dem Heiligen Jahr 1976. Jedes Jahr kommen weit mehr als 100.000 Pilger zu Fuß, auf dem Fahrrad, zu Pferd oder auch mit Bus, Bahn oder Auto in Santiago ein. Seit dem frühen 11. Jahrhundert wurde die Jakobsmuschel zum Pilgerzeichen. Im Jahr 1106 erzählte man in Italien von Wundern, die sich durch die Berührung eines solchen Pilgerzeichens ereignet haben sollten. Die Muscheln brachte man von der Atlantikküste nach Santiago, versah sie mit zwei Löchern verkaufte sie auf dem Markt nördlich der Kathedralentür an die Pilger. Die Wallfahrer steckten sie vorne an den Hut. Oft legte man sie dem Pilger auch mit ins Grab.
Es gibt weitere Pilgerwege, die als Jakobswege nach Santiago de Compostela führen, etwa von Sevilla, der sogenannte Silberweg, die Ruta de la Plata. Er führt an der Grenze zu Portugal durch die Extremadura und wurde vor etwa 2000 Jahren durch die Römer errichtet. Die Mauren gaben ihm den Namen "Ruta Bal'latta", "breiter gepflasterter Weg".