Steingaden Wieskirche
Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies
Die Wieskirche in der Gemeinde Steingaden ist eine Wallfahrtskirche im Ort Wies im Pfaffenwinkel in Bayern. Die korrekte Bezeichnung der Wieskirche ist Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies. Sie gehört zum Bistum Augsburg.
Es gibt eine weitere Wieskirche, nämlich die Wallfahrtskirche "Zum gegeißelten Heiland" in Freising. Die Pfarrkirche Heilig Kreuz in Berbling hingegen nennt man "kleine Wies".
Geschichte der Wallfahrt zur Wieskirche
Die Wieskirche wurde von den Brüdern Johann Baptist und Dominikus Zimmermann in den Jahren 1745 bis 1754 unter Leitung von Abt Marinus II. Mayer errichtet. Gewidmet ist diese schön ausgestattete Wallfahrtskirche dem Gegeißelten Heiland. Es handelt sich dabei um eine Statue, welche 1730 von Pater Magnus Straub und Bruder Lukas Schweiger im oberbayrischen Kloster Steingaden geschaffen wurde.
Die Wallfahrt in die Wies reicht auf den 14. Juni 1738 zurück. An diesem Tag erblickte die Bäuerin Maria Lory in den Augen einer ihr übergebenen Figur des „Gegeißelten Heilands“ einige Tropfen. Sie glaubte, es seien Tränen. Das Bildnis des Heilands wurde schnell bekannt. Es kam zu Gebetserhörungen und kleineren Wallfahrten. Bald wurde eine kleine Feldkapelle gebaut.
1983 wurde die Wieskirche von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. In den Jahren 1985 bis 1991 wurde sie restauriert. Heute kommen jedes Jahr mehr als eine Million Menschen, um die Kirche zu besuchen. Dort werden in loser Folge auch kirchenmusikalische Konzerte aufgeführt.
Die großen Hauptfeste der Wies untergliedern sich wie folgt. Am 1. Mai findet die Eröffnung des Wallfahrtsjahres statt, am 14. Juni oder am dem diesem Datum folgenden Sonntag feiert man das Fest der Tränen Christi zum Gedächtnis der Tränenwunders und Entstehung der Wallfahrt. Das Schutzengelfest findet am ersten Sonntag im September zum Gedächtnis der Kirchweihe statt. Das Fest der Bruderschaft zum Gegeißelten Heiland auf der Wies wird am zweiten Sonntag im Oktober begangen. Groß gefeiert wird auch die Kar- und Osterliturgie. An der Kirche hat sich die Confraternitas Domini Nostri Flagellati, die Bruderschaft zum Gegeißelten Heiland auf der Wies gegründet. Sie konzentriert sich auf die besondere Verehrung des Gegeißelten Heilands. Die ca. 400 Mitglieder sind Priester und Laien.
Kirchenausstattung
Die Wieskirche ist im Rokoko-Stil erbaut. Sie weist ein Altarbild von dem Münchner Hofmaler Balthasar August Albrecht auf.
Man kann die vier Gestalten der großen Theologen des Abendlandes, Hieronymus, Ambrosius, Augustinus und Gregor der Große bewundern, die der Tiroler Bildhauer Anton Sturm anfertigte. In der abgeflachten Kuppeldecke findet man ein Trompe-l’œil-Fresko.
Orgel
Die Orgel findet ihre Ursprünge in einer zweimanualigen Schleifladenorgel aus dem Jahr 1757 von Johann Georg Hörterich. Sie wurde 1928 zeitgemäß umgestaltet. Man tauschte die mechanische Spieltraktur durch eine pneumatische Traktur aus.
1959 baute Gerhard Schmid aus Kaufbeuren in dem historischen Rokoko-Gehäuse von Dominikus Zimmermann eine neue Orgel mit Schleifladen, mechanischer Spieltraktur und pneumatischer Registertraktur. Ein Schwellwerk kam dazu. Aus der historischen Orgel von 1757 übernahm man 600 Pfeifen und einige Register. Die Orgel wurde bis Ende 2010 von Orgelbaumeister Claudius Winterhalter aus Oberharmersbach renoviert.
Glocken
Die Sterbeglocke stammt aus dem Jahr 1750. Im Turm gibt es sieben Glocken mit der Schlagtonfolge: f1–as1–b1–c2–es2–f2–ges2. Vier davon harmonieren in einem zusammenhängenden Barockgeläute. Dieses haben Abraham Brandtmair und Franziskus Kern aus Augsburg 1750, 1751 und 1753 gegossen. Im Jahr 1964 kamen drei Glocken durch die Glockengießerei Hofweber aus Regensburg hinzu.
Die 2. Glocke, die Anna-Glocke wird als Angelusglocke um 6:00, 12:00 und 18:00 geläutet. Abends ertönt die kleine Sterbeglocke. Außerhalb der Karwoche wird jeden Freitag um 15:00 Uhr die große Dreifaltigkeitsglocke geläutet, um an die Sterbestunde Christi zu erinnern. Jeden Samstag um 15:00 Uhr ertönt das vierstimmige Barockgeläut um den Sonntag einzuläuten. Es wird zudem immer 15 und 5 Minuten vor den Sonntagsmessen angeschlagen. An Werktagen läutet eine Melodie aus drei Glocken. Das Vollgeläut findet man nur an den Hochfesten.