Wallfahrtskirche Andechs
Sankt Nikolaus und Sankt Elisabeth zu Andechs
Die "Staatliche Wallfahrtskirche St. Nikolaus und Elisabeth" zu Andechs, das heißt die ehemalige Klosterkirche Andechs, liegt in Bayern im Landkreis Starnberg, also in Oberbayern. Neben Altötting zählt sie zu den wichtigsten Wallfahrtsorten Bayerns. Seit der Säkularisation 1803 gehört sie nicht mehr dem Kloster Andechs, sondern dem Freistaat Bayern. Gelegen ist die Wallfahrtskirche oberhalb des Ortes Herrsching am Ammersee.
Geschichte der Andechser Wallfahrt
Die Wallfahrt zum „Heiligen Berg“ Andechs reicht bis in das Hochmittelalter. Seinerzeit die Heiligen 3 Hostien verehrt, mit denen Graf Berthold III. von Andechs, verstorben im Jahr 1188, den Reliquienschatz seiner Familie vergrößerte. Sein Bruder Otto II., seinerzeit Bischof von Bamberg Berthold hatte ihm die Reliquien um das Jahr 1180 herum gegeben. Nach hatte Papst Leo IX. die Hostien um das Jahr 1051 herum gebracht.
Man verwahrte die hl. Hostien in der Kapelle der gräflichen Burg. Im Umfeld des Mordes an König Philipp im Jahr 1208 wurden Graf Heinrich IV. und sein Bruders Bischof Eckbert von Bamberg geächtet und die Burg über dem Ammersee wurde niedergerissen. Im Jahr 1248 starb das letzte männliche Mitglied des Andechs Geschlechtes. In den unruhigen Zeiten war die erhalten geblieben, allerdings waren die Reliquien abhanden gekommen. Nichtsdestotrotz kamen Pilger auf den Burgberg. Im Jahr 1274 erhielt sogar eine blinde Frau aus dem nahen Widdersberg ihr Sehvermögen wieder, so wird berichtet. Im Jahr 1278 wurde die Kapelle von Herzog Ludwig dem Strengen wegen des Stroms an Wallfahrern vergrößert. Ab dem Jahr 1296 kümmerten sich zwei Mönche um die Wallfahrt, die vom Petersberg bei Flintsbach am Inn nach Andechs gekommen waren.
1388 fand man die Andechser Reliquien zu einem Teil wieder. Man brachte sie in die Münchner Hofkapelle. Im Jahr 1392 wurde zum ersten Mal der römische Jubiläumsablass auf deutschem Boden gefeiert und es sollen etwa 60.000 Pilger zur Verehrung der Heiltümer nach München gekommen sein. München wollte die Reliquien nicht wieder herausgeben. Schließlich aber wurde ab 1420 mit dem Neubau einer großen spätgotischen Wallfahrtskirche auf dem ehemaligen Burgberg angefangen. Im Jahr 1438 rief Herzog Ernst dann ein zugehöriges Chorherrenstift für Weltpriester ins Leben. Sein Sohn Albrecht III. machte aus dem Stift eine Benediktinerabtei. Diese existierte selbständig bis zur Säkularisation im Jahre 1803. 1850 wurde Andechs zum Priorat der Benediktinerabtei St. Bonifaz in München. Dennoch besteht die Beliebtheit und Wichtigkeit der Wallfahrt zu den 3 Hl. Hostien und zur Gottesmutter unverändert fort. Ab dem Jahr 1943 wurde auch die hl. Hedwig verehrt.
Es ist Tradition, dass sich die Wallfahrer im Bräustüberl neben der Kirche das berühmte Andechser Klosterbier ausschenken lassen
Baugeschichte der Wallfahrtskirche Andechs
Die Wallfahrtskirche, wie wir sie heute sehen können, wurde von 1420 bis 1430 als dreischiffige, vierjochige Halle mit Chorumgang gebaut. Zwar wurde sie in folgenden Jahren umgearbeitet, ist aber trotzdem noch gut zu erkennen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Andechser Wallfahrtskirche von schwedischen Truppen im Jahr 1632 stark beschädigt. Doch damit nicht genug: am 3. Mai 1669 schlug ein Blitz in den Kirchturm ein und die Kirche brannte aus. Man machte sich sofort an den Wiederaufbau, doch konnte ihn nicht vor dem Jahr 1675 vollenden. Von der damaligen Dekoration sind lediglich die Stuckaturen der Vorhalle und der „Schmerzhaften Kapelle“ geblieben. Im Jahr 1712 wurden die Fenster in den Barockstil umgeformt. Das 300jährige Jubiläum von Kloster und Kirche im Jahr 1755 näherte sich und deshalb wurde vom Konvent im Vorfeld die Neuausstattung der Wallfahrtskirche in moderner Rokokoform beschlossen. Auftragsgemäß beseitigten deshalb Johann Baptist Zimmermann, Ignaz Merani und Lorenz Sappel ab dem Jahr 1751 das vordere Pfeilerpaar und errichteten den schönen Rokokosaal mit seinen farbigen Fresken. Die Stuckarbeiten gehen auf Johann Georg Üblhör zurück.
Die Wallfahrtskirche musste mehre Renovierungen über sich ergehen lassen. So renovierte man das Hauptschiff von 1938 bis 1941, den Rest innerhalb der Jahre 1940 und 1943. Eine weitere Grundsanierung gab es ab dem Jahr 2000. Sie dauerte bis zum Jahr 2005.
Die KlosterKirche
Die Halle der Kirche ist in ihrem Kern gotische. Im Norden und Süden von ihr findet der Betrachter niedrige Kapellenanbauten. Das Hauptportal der Andechser Wallfahrtskirche leitet von Süden in die Vorhalle in die Kirche hinein. Auf seiner westlichen Seite sieht man den – unten - quadratischen Turm, der eine Höhe von 60 Metern erreicht. Der Turmaufsatz ist achteckig und schließt mit einer Zwiebelkuppel und einer Laterne ab. Er wurde im Jahr 1675 geschaffen. Der Haupt- Kirchenbau hat ein hohes Satteldach. Die mittlere der Kapellen im Süden, also die ehemalige Vöhlin-, heutige Hedwigskapelle, hat ein Doppelgeschoss. Sie hat einen Schweifgiebel und einen kleinen Dachreiter. Einen Dachreiter hat auch der Westgiebel der Kirche. Im Norden und Osten lehnen sich die Klostergebäude an die Wallfahrtskirche an.
In der Wallfahrtskirche
Ursprünglich hatte die Kirche vier gotische Pfeilerpaare. Als sie in den Rokokostil umgebaut wurde, entfiel ein Paar. Ursprünglich hatte die Kirche auch Rippengewölbe, heute findet man Flachkuppeln vor, die in ihrer Entstehung ins Mittelalter zurück reichen. Die beiden abgetragenen Ostpfeiler gaben die Fläche für das große Chorfresko über dem Hochaltar, den sogenannten Andechser Heiligenhimmel. Im Inneren der Kirche findet man eine Galerie mit Texten und Bildern zur Geschichte Andechs. Westlich schließt sich die Orgelempore an.
Im Hauptschiff der Kirche findet man vier Deckenfresken, die von Johann Baptist Zimmermann stammen. Eine der Fresken, der Chorfresko, ist der Andechser Heiligenhimmel. Weitere Motive sind die Himmelfahrt Christi, den Teich Bethsaida und das Himmlische Konzert der neun Chöre der Engel , das sich über der Orgelempore befindet.
Das rechte Seitenschiff beherbergt den hl. Rasso, der gegen die Ungarn kämpft, den hl. Michael sowie König David. Im Nordschiff der Wallfahrtskirche sieht man auf Malereien den hl. Benedikt, die Maria mit Johannes und die Heilige Cäcilia. Zwischen den Seitenfresken betrachtet man die Leidenswerkzeuge. Unterhalb der Orgelempore findet der Besucher die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe.
Die Stuckaturen Zimmermanns und Üblhörs gehören zu den bedeutendsten Leistungen des süddeutschen Rokoko. Die Hauptdekoration bilden blühende Zweige. Die Formen weisen große Ähnlichkeiten zur Wieskirche auf. Diese hatte Zimmermann kurz zuvor gemeinsam mit seinem Bruder Dominikus stuckiert.
Ausstattung der Andechser Wallfahrtskirche
Den Doppelhochaltar im Chorschluss hatte Johann Baptist Zimmermann entworfen. Schon der alte ursprüngliche Hochaltar war ein solcher Doppelaltar. Zimmermann hat ihm neue Formen im Sinne des Rokoko gegeben. Er schickte die Nebenfiguren, im Norden Hl. Nepomuk und im Süden Hl. Florian des oberen Altarteils auf die Balusterbrüstung des Umgangs. So konnten sie in den Kirchenraum wirken. Hans Deglers schuf in den Jahren 1608 und 1609 die „Unbefleckte Empfängnis“ in der Altarmitte. Sie gehörte noch zum früheren Altar.
Das Zentrum des unteren Altars nimmt das Gnadenbild der Gottesmutter mit dem Kind ein, das auf ca. 1500 datiert. Maria ist die Frau aus der Offenbarung des Johannes. Sie ist „mit der Sonne bekleidet, den Mond unter ihren Füßen und einen Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt“. Dieses Gnaden- und Wallfahrtsbild ist ein eucharistisches Gnadenbild. Maria trägt auf ihrem linken Arm das Jesuskind. Dieses fasst mit seiner linken Hand einen Weintraubenzweigt. In seiner rechten Hand hat es eine Beere. Diese wird dem Betrachter angeboten. Die Beere der Weintraube ist das Symbol für den Wein. Dieser wandelt sich in der katholischen Liturgie in das Blut Christi. An den Seiten wachen die Statuen der beiden Kirchenpatrone, des hl. Nikolaus von Myra und der hl. Elisabeth von Thüringen. Beide wurden von Johann Baptist Straub geschaffen.
Es gibt vier Nebenaltäre. Sie sind mit den Pfeilern des Kirchenraums verbunden. Entworfen wurden sie von Johann Baptist Straub. Die beiden vorderen Altäre hat man den Hl. Benedikt und Rasso geweiht. Auf ihren Altarblättern sind die Heiligen dargestellt. Die hinteren, schlichteren Seitenaltäre haben Altarblätter mit Bildern der Taufe Jesu und des hl. Michael. Sie wurden von Elias Greiters d. J. geschaffen.
Der barocke Orgelprospekt stammt aus dem Jahr 1675. 2005 wurde eine neue Orgel der Fa. Jann in den bestehenden und restaurierten Prospekt eingebunden. Unter der Orgelempore, die auch Mönchschor ist, findet man Votivbilder aus dem 18. bis 19. Jahrhunderts. Dahinter liegt ein schmaler Raum mit über 200 Votivkerzen, die in der Mehrzahl größer als ein Meter sind.
Die Kapellen von Andechs
Im Norden und Süden der Wallfahrtskirche stehen Kapellen. Sie wurden zum großen Teil von reichen Adelsgeschlechtern der Umgebung gestiftet. Die „Schmerzhafte Kapelle“, früher Katharinenkapelle, wurde von den Hesseloher von Pähl gestiftet. Hier weist der barocke Rahmenstuck aus den Jahren 1670 und 1680 einen Bezug zur Stuckierung der Vorhalle auf. Der Rokokoaltar enthält eine Pietà aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Prinz Heinrich von Bayern und der Komponist Carl Orff sind n der Kapelle begraben.
Die nächste Kapelle ist die Toerring-Kapelle. Man nennt sie auch Sebastians- oder Eusachiuskapelle. J. B. Zimmermann hat sie stuckiert und ausgemalt. Um 1508 wurde in einer Wand ist ein Rotmarmor-Epitaph für Seitz von Toerring und seine Gemahlin eingefügt.
Auf der Südseite der Kirche findet man die die Josephskapelle, die heute Sakramentskapelle ist, und die Antoniuskapelle, welche zur Sakristei umfunktioniert wurde. Ihre Gestaltung geht auf Zimmermann zurück.
Die oberen Kapellen kann man vom Emporengang erreichen. Die Prälaten- oder Kreuzkapelle wurde ebenfalls von Zimmermann dekoriert. Die Fresken zeigen „Huldigung der vier Erdteile“.
Über der Sebastianskapelle findet man die im Jahre 1472 geweihte „Heilige Kapelle“ von Andechs. Sie durfte ihr spätgotisches Rippengewölbe behalten. Dort befinden sich die kostbarsten Teile des Reliquienschatzes, z.B. die Dreihostienmonstranz.
Weiter im Westen steht die Reliquienkapelle mit dem Rest des Reliquienschatzes. Die Behältnisse und Fassungen der Heiltümer gehören zu den bedeutendsten Sammlungen Augsburger und Münchener Goldschmiedearbeiten aus dem 14. bis 18. Jahrhundert.
Die ehemalige Vöhlin-Kapelle wurde im Jahr 1965 umgewidmet. In ihr wird nun die hl. Hedwig verehrt. Sie hat ein modernes Inneres. Jeden zweiten Freitag im Monat wird dort um 19:00 Uhr ein ökumenisches Abendgebet mit Gesängen aus Taizé gefeiert.
Heilige drei Hostien von Andechs
Die drei heiligen Hostien sind in Bergkristall eingelegt. Sie reichen auf Papst Leo IX und Papst Gregor den Großen zurück. Auf diesen konsekrierten Hostien wurden folgende blutenden Zeichen sichtbar: Ein Fingerglied, ein Kreuz und die Inschrift IHS. Diese Dreihostienmonstranz ist das Herz des Andechser Reliquienschatzes.
Die Orgel
Die heutige Orgel wurde 2005 neu gebaut und am Sonntag, 24. April 2005 von Altabt Odilo Lechner geweiht. 1982 hatte man herausgefunden, dass die erst im Jahr 1965 errichtete Orgel klanglich unzureichend war.. Das Kloster- und Kirchenjubiläum 2005 mit der 550-Jahrfeier war hinreichender Grund, einen teuren Neubau anzugehen. Die Firma Jann aus Laberweinting-Allkofen bei Regensburg baute die Orgel. Sie hat 31 Register und 3 Transmissionen. Ein Register entnahm man einem der Orgeln aus dem 18. Jahrhundert. Die Spieltrakturen und Koppeln sind mechanisch, die Registertrakturen hingegen elektrisch.
Die Glocken
Nur an Hochfesten spielen alle Glocken zusammen und stimmen das Salve Regina von Hermann dem Lahmen an. Er ist einer der "vier Kapläne Mariens". Man findet ihn mit einer Gehstütze am rechten vorderen Seitenaltar der Wallfahrtskirche
Es gibt folgende Glocken: Glocke 1 (Hl. Maria mit dem Ton as°, Glocke 2 (Hl. Hedwig mit dem Ton c', Glocke 3 (Hl. Kreuz mit dem Ton es', Glocke 4 (Hl. Joseph mit dem Ton f' und die Glocke 5 (Hll. Engel mit dem Ton as'.